Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?
Brief der Landesstudierendenvertretung an die Studierenden
Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,
nächste Woche beginnt an den Hochschulen in Baden-Württemberg das neue Semester.
Aufgrund des achtjährigen Gymnasiumbesuch und der Abschaffung der Wehrpflicht ist die Anzahl der Erstsemester in diesem Winter noch einmal deutlich angestiegen. Doch leider sind die Ausstattungen der Hochschulen in den letzten Jahren nicht in derselben Größenordnung gewachsen, wie die Zahl der Studierenden zugenommen hat. So mussten häufig Übungs und Seminargruppen vergrößert und Pausenzeiten verkürzt werden, außerdem werden viele sich daran gewöhnen müssen, zunächst auf den Treppen der Hörsäle Platz zu nehmen.
Auch die Wohnsituationen gerät in vielen Universitätsstädten an ihre Grenzen, weil in den letzten Jahren und Jahrzehnten systematisch verschlafen wurde, neue Wohnheimplätze zu schaffen. Die Mietkosten sind seither drastisch gestiegen und überschreiten vielerorts deutlich 300€ pro Zimmer. Hier rufen wir die Kommunen und Studentenwerke auf nach Lösungen zu suchen, damit die Entscheidung ein Hochschulstudium aufzunehmen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt.
Der Beschluss der Landesregierung die Studiengebühren abzuschaffen, ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg, der sozialen Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken.
Durch die Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaften im Juli diesen Jahres, wird es den Studierendenvertretungen nach 35 Jahren endlich wieder möglich gemacht, sich (legal) für die Studierenden ihrer Hochschule einzusetzen.
Es bleibt weiterhin zu hoffen, dass der Trend, welcher zur unternehmerischen Hochschule in Baden-Württemberg führt, endlich gebrochen wird. Hochschulen sind keine Unternehmen, sondern Bildungs- und Wissensquellen für die Gesellschaft. Die Landesregierung plant eine Reform des Landeshochschulgesetzes und wir hoffen, dass damit die hierarchischen Strukturen demokratischen Partizipationsprozessen weichen, damit die Hochschulen ihrer Rolle in der Gesellschaft besser gerecht werden können.
Die Studienordnungen wurden in der Vergangenheit immer dichter gestrickt. Darüber hinaus sind die Veranstaltungen vieler Studiengänge inzwischen so vorgegeben, dass den Studierenden kaum Möglichkeiten bleiben, eigene Interessensschwerpunkte zu setzen. Eine Hochschule sollte jedoch Persönlichkeiten heranbilden und keine Fachidioten. Deswegen möchten wir euch dazu ermuntern neben den Vorlesungen über den Tellerrand hinaus zu schauen und euch zu engagieren.
In diesem Sinne wünschen wir euch einen guten Start in das neue Semester und viel Erfolg und Spaß beim Studieren!
Eure Landesstudierendenvertretung